Ab wieviel Jahren hattest du ein Smartphone? Und seit wie vielen Jahren benutzt du Social Media?
Aleks, 17 Mit 10, also in der 5. Klasse. Das war ein Samsung S5. Alle in meiner Klasse hatten ein Handy und als ich meins bekommen habe, konnte ich endlich mit meinen Freund:innen Nummern austauschen und mit denen auch außerhalb der Schule kommunizieren. Ich brauchte das unbedingt, weil ich mich ein bisschen ausgegrenzt gefühlt habe. Social Media hatte ich erstmal nicht, aber ab der 7. Klasse habe ich dann auch TikTok und Instagram benutzt.
Johann, 20 Seitdem ich 11 bin. In der 5. Klasse habe ich das zum Geburtstag bekommen. Davor hatte ich ein kleines Klapp-Tastenhandy, um beispielsweise meine Eltern anrufen zu können. Aber ich wollte dann unbedingt ein Smartphone haben, um mit den anderen aus meiner Klasse Pokémon Go spielen zu können. Auf Instagram bin ich seitdem ich 13 oder 14 bin und das ist auch die einzige Plattform, die ich benutze. Ich habe mir die App runtergeladen und meinen Eltern davon erzählt, aber das war nie ein großes Thema – ich durfte das einfach.
Nina, 19 Ich habe ein Smartphone bekommen als ich angefangen habe, alleine mit dem Bus zur Schule zu fahren. Das war mit 9. Mit Musically (heute TikTok) habe ich 2 Jahre später angefangen und dann kam noch Instagram dazu. Aber da war ich 11 und Musically war ab 13. Das Profil habe ich zusammen mit meinen Eltern erstellt und sie haben kontrolliert, dass es privat ist. Danach konnte ich machen, was ich wollte und sie haben auch nicht gecheckt, was ich da geschaut habe.
Nelly, 19 Ich glaube, seitdem ich 13 bin. Vorher hatte ich ein Tastenhandy, um mit meinen Eltern telefonieren zu können und dann habe ich das alte iPhone 4 von meiner Mama bekommen. Da habe ich ganz viel YouTube drauf geschaut. Social Media habe ich tatsächlich erst, seitdem ich 17 bin und das ist auch die einzige Plattform, die ich benutze. Heute bin ich sehr froh darüber, dass meine Eltern mir das nicht erlaubt haben, aber damals war das schon echt hart, weil alle aus meiner Klasse schon auf Instagram etc. unterwegs waren.

Kannst du verstehen, dass es Petitionen für eine Altersbeschränkung für Social Media ab 16 Jahren gibt?
Aleks, 17 Ja. Viele sehen das, was sie auf Social Media sehen, als Vorbild. Man wird da zum Beispiel durch Trends direkt in der eigenen Meinung etc. eingeschränkt und kann nicht selbst herausfinden, was man mag. Mit einer Altersbeschränkung würden junge Leute wahrscheinlich mehr aus sich herauskommen und mehr sie selbst sein. Wenn nur ich allein, zum Beispiel durch meine Eltern eine Einschränkung für Social Media bekommen würde, würde ich mich sehr ausgeschlossen fühlen. Ich wüsste ja gar nicht, worüber meine Freund:innen reden. Wenn aber auch mein Umfeld davon betroffen wäre und wir alle in der gleichen Situation wären, würde ich ein allgemeines Verbot sehr gut finden.
Johann, 20 Ich fände eine Altersbeschränkung sehr sinnvoll. Ich glaube, dass Social Media einem Menschen in so jungem Alter nicht wahnsinnig guttut, weil man in eine Welt kommt, in der man sich gar nicht zu orientieren weiß. Mit Social Media gut umzugehen, lernt man erst, wenn man damit einmal schlecht umgegangen ist. Mit 16 ist man sich bewusster, was Social Media eigentlich ist. Als junger Mensch rutscht man da so rein und kann gar nicht reflektieren was man da sieht und wie man beeinflusst wird.
Nina, 19 Ich kann voll verstehen, warum es solche Petitionen gibt. Ich frage mich aber, wie man das umsetzen könnte. Zum Beispiel ein falsches Geburtsdatum anzugeben, geht ja total einfach. Ich weiß nicht, wie das in Australien umgesetzt wurde und wie gut das funktioniert, aber da gibt es dieses Verbot ja schon. Vielleicht wird der Umgang mit Social Media aber auch anders, wenn unsere Generation Kinder bekommt, weil wir selber schon als Kinder Erfahrungen damit gesammelt haben und damit groß geworden sind.
Nelly, 19 Ich fände das total gut. Man ist in so jungem Alter total naiv. Diese Welt ist wirklich nicht zu unterschätzen, weil da so viel ungefiltert aufgesaugt wird. Es wird meiner Meinung nach einfach nicht gut damit umgegangen, weil man sich darin total verlieren kann. Wenn man in einer Bubble gefangen ist, kann die eigene Sicht auf die reale Welt auch so eingeschränkt werden, da wird der Horizont gar nicht erweitert. Man sieht auch Sachen, die man in dem Alter nicht sehen will oder nicht gesehen haben sollte und das kann man auch noch gar nicht einordnen. Mit 16 kennt man sich selbst schon besser, kennt diese Welt besser und weiß, wie das alles einzuordnen ist.

Wo begegnest du KI in deinem Alltag?
Aleks, 17 Auf TikTok sehe ich oft KI-generierte Videos. Das sind aber Situationen, wo ich weiß, dass sie nicht echt sind, weil die Videos unrealistisch sind. Da weiß ich, was mit einer KI generiert wurde und was nicht.
Johann, 20 Auf Instagram kriege ich das immer wieder mit, dass Menschen mit KI zum Beispiel Reels generieren. Mittlerweile checke ich aber auch nicht immer, was echt ist und was nicht. Früher war das anders, das ist schon echt krass geworden.
Nina, 19 Unter anderem auf TikTok muss es ja gekennzeichnet werden, wenn ein Video mit einer KI generiert wurde, da sehe ich das. Aber manchmal würde ich es ohne diese Kennzeichnung gar nicht erkennen. Deep Fakes beispielsweise finde ich total beängstigend.
Nelly, 19 Ich sehe auf Instagram häufig KI generierte Reels. Es ist viel Quatsch dabei, aber manchmal sieht es auch total echt aus und ich erkenne nicht direkt, dass es fake ist. Inzwischen ist die Technik soweit fortgeschritten, dass damit sehr reale Situationen hergestellt werden können oder Stimmen imitiert werden können – das macht mir Angst.
Nutzt du KI regelmäßig und wofür?
Aleks, 17 Ich verwende KI seit der 11. Klasse quasi täglich in der Schule. Ich lasse mir zum Beispiel Texte vereinfachen oder zusammenfassen, um sie besser verstehen zu können. Oder wenn ich im Unterricht Zeitdruck habe – da finde ich es gut, dass es dieses Tool gibt.
Johann, 20 Ich benutze KI tatsächlich gar nicht, weder für Texte noch für irgendwas anderes. Weil ich das nicht brauche und auch ein bisschen beängstigend finde. Ich kenne aber viele Menschen, die das auch teilweise für ihre Arbeit benutzen.
Nina, 19 Chat GPT benutze ich viel. Wenn ich nicht weiß, welche von meinen Aufgaben priorisiert werden sollte, lasse ich mir häufig Pläne erstellen und dann bekomme ich Vor- und Nachteile ausgespuckt. In der Schule habe ich auch Texte auf Rechtschreibung prüfen lassen, aber jetzt kann man ja mit KI sogar die kompletten Hausaufgaben machen lassen.
Nelly, 19 Ich benutze KI quasi nicht. In der Schule haben wir manchmal Fotos generiert, weil es einfach Spaß gemacht hat. Letztens habe ich eine kreative KI für die Arbeit verwendet, um ein Bild erweitern zu lassen. Es macht total Spaß, damit herumzuexperimentieren, aber meistens bekomme ich nicht das Ergebnis, was ich mir erhoffe, deswegen mache ich es dann lieber selber.
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Nelly Schubert © privat
Ich bin Nelly Schubert, 19, komme aus Dresden und mache in der Spielzeit 24/25 einen Bundesfreiwilligendienst am Jungen SchauSpielHaus in der Ausstattung. Nach dem BFD möchte ich (Bühnen- und) Kostümbild studieren.
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Hier gibt’s weitere Beiträge aus dem Produktionstagebuch:
#2: Wie geht eine Stückentwicklung? (Teil 1) und Wie geht eine Stückentwicklung? (Teil 2)